Der Polterabend - Laut, fröhlich und ein bisschen abergläubisch
„Höllisch poltert und kracht es heut vor Eurem Haus,
dass böse Geister sausen flugs zur Tür hinaus!
Denn sie wissen: Je mehr Pölte, je mehr Glück,
und in Euer Heim können sie nun nie mehr zurück!“
Dieser hübsche Vers beschreibt treffend, um was es beim Polterabend geht: Durch das lautstarke Zerdeppern von Porzellan, Keramik, Steingut und Tongefäßen sollen böse Geister aus dem Hochzeitshaus vertrieben werden. Gläser oder Spiegel dürfen jedoch auf keinen Fall zerbrochen werden! Sonst droht dem Ehepaar bis zu sieben Jahre Pech. Das Poltern ist ein uralter Brauch, der schon in vorchristlicher Zeit ausgeübt wurde. Neben dem Abwehrzauber soll das gemeinschaftliche Zusammenkehren der Scherben einen guten Zusammenhalt der Brautleute symbolisieren.
Wie und wo wird der Polterabend gefeiert?
Traditionell findet der Polterabend im Elternhaus der Braut statt. Bei einer größeren Gästeschar bieten sich aber auch Kneipen, Vereinshäuser oder öffentlichen Grillplätzen zum Feiern an. Bei schönem Wetter ist eine lockere Garten- oder Hofparty der perfekte Rahmen für einen Polterabend. Damit es keinen Ärger mit den Nachbarn gibt, sollte das Brautpaar einfach alle angrenzenden Hausbewohner zur Feier einladen. Schließlich macht das Poltern ordentlich Krach, genauso wie die ausgelassenen Poltergäste. Eine schriftliche Einladung ist beim Polterabend nicht notwendig. Freunde, Bekannte, Nachbarn und Vereinskollegen werden in der Regel nur mündlich eingeladen. Die Kleidung ist genauso leger, wie die Bewirtung. Bier vom Fass, ein deftiger Eintopf, Salate und ein paar kalte Platten reichen völlig aus. Da die Anzahl der zu beköstigen Gäste jedoch immer etwas schwammig ist, sollte genügend Verpflegung vorhanden sein. Eine heimliche Speisen- und Getränkereserve im abseits gelegenen Vorratsraum ist daher eine sinnvolle Vorsorgemaßnahme.
Bei der Terminierung ruhig mal die Tradition brechen
Damals war es Sitte, dass der Polterabend am Abend vor der Hochzeit gefeiert wurde. Spätestens um Mitternacht war dann Zapfenstreich, damit die Brautleute einigermaßen frisch und ausgeruht vor den Altar treten konnten. Doch wer will schon mit dem Feiern aufhören, wenn es am schönsten ist?!? Gepoltert wird schließlich nur einmal! Deshalb möchte wohl jedes Brautpaar diese zwanglose und gemütliche Party ausgiebig genießen und den nächsten Tag lieber zur Erholung nutzen. Ein Traditionsbruch ist in diesem Fall kein Beinbruch! Der Polterabend darf demnach gern vorverlegt werden. Drei bis sieben Tage vor der Trauung sind als Termin ideal.
Ein Polterabend ohne böse Überraschungen
Damit Sie Ihren Polterabend in guter Erinnerung behalten, möchten wir Ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben:
- Sagen Sie nicht „Nein“, wenn Ihnen einige Gäste anbieten, Salate oder Desserts mitzubringen. Seien Sie froh über jede Spende und nehmen Sie diese dankend an! So müssen Sie sich nur noch um die Hauptspeisen und die Getränke kümmern.
- Lassen Sie Ihr Tafelsilber samt Geschirr und Damasttischdecke im Schrank! Greifen Sie lieber zu Papiertischdecken, Pappbechern und Plastikgeschirr. Das spart eine Menge Arbeit.
- Mieten Sie einen Abfallcontainer, damit Sie die Scherben nach dem Zusammenkehren sofort entsorgen können. Am besten wählen Sie ein Modell mit verschließbarer Abdeckung, da immer wieder ein paar Spaßvögel auf die glorreiche Idee kommen den vollen Container nach schweißtreibender Aufräumarbeit umzukippen.
- Halten Sie einen oder zwei Ersatzbesen bereit. Gern werden die Besenstile angesägt oder halten den harten Anforderungen einfach nicht stand.
- Richten Sie einen festen Platz zum Poltern ein. Er sollte ruhig etwas abseits liegen, damit niemand von umherfliegenden Splittern getroffen wird.
- Da Sie nie genau wissen, mit wie vielen Gästen Sie an diesem Abend rechnen können, sollten genügend Sitzgelegenheiten vorhanden sein. Leihen Sie sich zur Not vom Getränkehandel oder örtlichen Vereinen ein paar Bierzeltgarnituren.
- Auch wenn es kein Muss ist, bringen einige Gäste sicherlich ein Präsent mit. Stellen Sie deshalb einen kleinen Geschenktisch und einige Blumenvasen bereit.
Und noch ein paar Verhaltensregeln für die Gäste
- Bitte übertreiben Sie es beim Poltern nicht! Bringen Sie kleine Porzellanteile mit. Große Teile wie Waschbecken und WC-Schüsseln hinterlassen unhandliche Bruchstücke, die schlecht weggefegt werden können.
- Niemals Gläser oder Spiegel zerschlagen! Das bringt Pech!
- Warten Sie nicht auf eine formelle Einladung. Wenn die Nachricht vom Polterabend per Mundpropaganda die Runde gemacht hat, ist jeder gern beim Brautpaar gesehen.
- Steuern Sie eine Kleinigkeit zum Buffet bei.
- Wenn Sie ein Gedicht oder eine Geschichte vortragen möchten, dann bleiben Sie dem Brautpaar gegenüber fair. Derbe Bloßstellungen oder geheime Plaudereien aus dem Nähkästchen sind absolut unangebracht!
Polterabend statt großer Hochzeitsfeier
Manche Brautpaare wünschen sich eine kleine Hochzeitsfeier im engsten Familien- und Freundeskreis. Andere Brautpaare feiern ihre Hochzeit vielleicht fernab der Heimat. Dennoch möchte man mit allen Arbeitskollegen, Vereinskameraden, Nachbarn usw. die Hochzeit feiern. In diesem Fall wird zu einem – etwas größeren – Polterabend eingeladen. Das Braupaar kann dafür Einladungskarten benützen, in denen darauf hingewiesen wird, dass man statt einer Hochzeitsfeier einen Polterabend ausrichten möchte.
Die Polterhochzeit
Die Polterhochzeit vereint Polterabend und Hochzeitsfeier. Das Poltern findet direkt am Hochzeitstag statt. Diese Kombination ermöglicht eine verhältnismäßig kostengünstige Feier, die meist in einem lockeren Rahmen stattfindet. Wegen des geringeren Kostenbudgets kann die Gästeliste auch etwas länger ausfallen. Das Zerscheppern von reichlich Porzellan und Steingut ist dabei ein lautstarkes Vergnügen für alle Anwesenden.