Die ungekrönte Königin auf der Hochzeitstafel – die Hochzeitssuppe
Egal ob Buffet oder Menü - eine Hochzeitssuppe darf auf keiner Hochzeitsfeier fehlen! Die traditionelle Vorspeise hat es in sich und wird in ganz Deutschland an festlichen Tagen aufgetischt. Sie ist unscheinbar und doch so lecker und nährstoffreich. Schon der Volksmund sagt: „Eine gute Suppe hält Leib und Seele beisammen!“ Das trifft besonders auf die feine Hochzeitssuppe zu. Einiges zur Geschichte der unverkennbaren Festsuppe erfahren Sie hier und natürlich verraten wir Ihnen auch ein traditionelles Rezept und nützliche Tipps für ihre Zubereitung.
Vom Arme-Leute-Essen zur feinen Gourmet-Vorspeise
Schon unsere frühesten Vorfahren haben Suppen in wasserfesten Kochsäcken gekocht. Mit der Erfindung der Tongefäße, ca. 9.000 bis 7.000 v. Chr., gestaltete sich die Zubereitung um einiges leichter. Hinein kam alles, was die Natur zur jeweiligen Jahreszeit hergab.
Vor ungefähr 5.000 Jahren erreichte die Suppe das mittlere Europa. Hier wurde die wässrige Speise häufig mit Teigwaren, wie Brot, Klößen und Fladen angereichert. Im Mittelalter galt: je breiiger die Konsistenz, um so besser die Suppe. Sie war eine nahrhafte und vor allem vollwertige Speise, die mit unserer heutigen Vorspeisen-Suppe noch nicht viel gemeinsam hatte.
Erst zu Zeiten der Renaissance wurden die breiartigen Variationen langsam aber stetig verfeinert. Allerdings galten Suppen in elitären Kreisen immer noch als eine Art „Arme-Leute-Essen“, da die günstige und doch nahrhafte Speise häufig für die Massenversorgung genutzt wurde. Bei Hofe und in größeren Städten wurde daher eifrig an einer feineren Version gefeilt, die sich vom Massenprodukt abheben sollte. So wurde dem Adel Ende des 16. Jahrhunderts erstmals eine klare Fleischbrühe mit Spargelspitzen aufgetischt. Diese leichte Suppe sättigte nicht und eignete sich hervorragend als Vorspeise.
Doch erst ab dem 19. Jahrhundert schaffte es die Suppe ganz offiziell, als Vorspeisengang in die feinen Menüs. Mit der stetigen Industrialisierung und der Erfindung des Brühwürfels kamen die Instantsuppen auf den Markt - und die Qualität der Suppe nahm wieder ab. Es ist natürlich eine Selbstverständlichkeit, dass an einem so feierlichen Anlass wie einer Hochzeit ausschließlich eine traditionell zubereitete Hochzeitssuppe auf den Tisch kommt!
Nichts geht über eine Hochzeitssuppe a la Großmutter
Eine richtig gute Suppe enthält auch heute noch ausschließlich frische Zutaten, die die eigene Region zu bieten hat. Wer vor einem Teller selbstgekochter Hühnersuppe sitzt, der zelebriert diesen Genuss mit allen Sinnen. Bei dem leckeren Geruch und den einzigartigen Geschmack kommen automatisch heimelige Kindheitserinnerungen hoch und man spürt, wie sich beim Verzehr eine wohlige Wärme im Innern breitmacht. Viele Verfechter der Tütensuppe meinen ja, dass das Kochen eine Hochzeitssuppe nur was für erfahrene Köche ist. Das ist aber ein Irrglaube. Die Zubereitung ist gar nicht schwer. Vielmehr braucht die Hochzeitssuppe eins: ganz viel Zeit!
Die Grundlage einer klassischen Hochzeitssuppe ist Fleischbrühe, die aus Huhn- und Rindfleisch hergestellt wird. In der Regel wird auch Spargelbrühe hinzugefügt. Aufgrund der langen Zubereitungszeit wird die Brühe gern schon am Vorabend gekocht. Dann ist es aber äußerst wichtig, dass die Brühen getrennt voneinander erkalten und erst am nächsten Tag vor dem Erhitzen zusammengeschüttet werden. Sonst besteht die Gefahr, dass die Suppe sauer wird. Welche Zutaten die Suppeneinlagen bilden, ist von Region zu Region verschieden. Häufig werden Möhren, kleine Mettbällchen, Eierstich, Suppennudeln oder Spätzle hineingegeben. Die Einlagen müssen ebenfalls extra gegart werden, damit die klare Suppe nicht trübe wird. Weitere Tipps nennen wir nach unserem Rezeptvorschlag unter dem Punkt „Zubereitung“.
Rezeptvorschlag Hochzeitssuppe
Zutaten für 16 Personen:
- 1 Suppenhuhn
- 500 Suppenfleisch vom Rind
- 1 Suppenknochen
- 1 Kilo Spargel
- 1 Stange Lauch
- 150 Gramm-Stück Sellerie
- 150 Gramm Möhren
- 2 Zwiebeln
- Salz und Pfeffer
- 1 Bund frische Petersilie
- evtl. 3 Eiweiß zum Klären der Brühe
optional:
- 200 Gramm kleine Blumenkohlröschen, frisch oder tiefgekühlt
- 200 Gramm Möhren
- 200 Gramm Erbsen, frisch oder tiefgekühlt
- 500 Gramm Mett
- 1 Ei
- etwas Paniermehl
- ½ Liter Milch
- 8 Eier (für Eierstich)
- Muskat
- 1 Beutel Suppennudeln
Zubereitung:
Den Spargel schälen und die holzigen Enden abschneiden. Nun die Schalen und die Endstücke in ca. einem halben Liter Salzwasser auskochen. Die Brühe durch ein Sieb geben. Dann den in Stücke geschnittenen Spargel mit etwas Zucker, Butter und Salz in die Spargelbrühe geben und 15 Minuten weiterkochen. Spargelbrühe erkalten lassen und kühl lagern.
Die Stange Lauch grob vierteln, Sellerie putzen und halbieren, Möhren schälen und halbieren, Zwiebeln nur schälen. Das Suppenhuhn und das Rindfleisch samt Knochen mit jeweils einer Hälfte des Suppengemüses in große Töpfe geben. Jeweils mit ca. 2,5 Litern kaltem Wasser ansetzen und zum Kochen bringen. Dann Herd auf mittlere Stufe stellen und Salz zugeben. Das Suppenhuhn ca. 2,5 Stunden bei mittlerer Hitze köcheln lassen, das Rindfleisch ca. 4 Stunden. Zwischendurch Schaum abschöpfen. Anschließend Fleisch und Gemüse herausnehmen und die Brühen erkalten lassen. Fett abschöpfen und durch ein Sieb gießen. Evtl. über Nacht an einem kühlen Ort ruhen lassen.
Der erste und wichtigste Teil ist hiermit geschafft!
Am Festtag werden die drei kalten Brühen zusammengeschüttet und dann erhitzt. Jetzt wird geschaut, ob die Brühe schön klar ist. Bei einer Trübung drei Eiweiß vorsichtig in die heiße, aber nicht kochende, Flüssigkeit geben. Nach der Gerinnung das Eiweiß wieder abschöpfen und entsorgen.
Nun geht es an die Einlagen. Wer Mettbällchen mag, bereitet sie folgendermaßen zu: Mett, Pfeffer, Salz, 1 Ei und Paniermehl in eine Schüssel geben und vermengen. Dann kleine Klößchen formen und in einem Extra-Topf ins kalte Wasser geben. Aufkochen lassen, Hitze herunterstellen und die Mettbällchen ziehen lassen. Wenn sie an der Oberfläche schwimmen, sind sie gar und können in die Fleischbrühe gegeben werden.
Für den Eierstich werden 8 Eier mit Milch, Muskat und Salz verquirlt. Alles in eine gebutterte Glas- oder Porzellanschale geben und im Wasserbad 30 bis 40 Min. ziehen lassen. Eine praktische Alternative zur Schale ist ein Gefrierbeutel, der fest zugeknotet ins Wasserbad gegeben wird. Ist die Masse schnittfest, werden kleine Würfel für die Suppe geschnitten.
Blumenkohlröschen, Erbsen oder Möhrenscheiben werden einfach bissfest in einem Extra-Topf gegart. Damit die Blumenkohlröschen schön weiß bleiben, sollten sie nicht gemeinsam mit den Möhren in einen Topf gegeben werden. Sie nehmen sonst die orangene Farbe an.
Suppennudeln werden, wie bereits gesagt, ebenfalls in einem Extra-Topf gekocht.
Die Einlagen mit in die Brühe geben und alles gut erhitzen. Fertig!
Wir wünschen Ihnen und Ihren Gästen einen guten Appetit!
P.S. Übrigens symbolisiert die Hochzeitssuppe Heimat, Eheglück und Traditionsbewusstsein. Achten Sie darauf, dass Sie als Erstes von der leckeren Suppe essen. Dann haben Sie der Überlieferung nach „die Hosen in der Ehe an“! ;-)