Anzug, Frack, Smoking oder Cut - das ist hier die Frage
In Anbetracht der Tatsache, dass das Styling einer Braut wohl kaum zu übertreffen ist, meinen viele, dass das Outfit des Bräutigams nur eine untergeordnete Rolle spielt. In der Tat wird meist um den Hochzeitsanzug nicht so viel Aufheben gemacht, wie um das Brautkleid.
Doch auch Männer haben die sprichwörtliche Qual der Wahl, wenn es um ihr Hochzeits-Styling geht. Anzug ist nämlich nicht gleich Anzug. Wenn „Mann“ sich näher mit den verschiedenen Anzugformen und -arten auseinandersetzt, wird er feststellen, dass es auch hier einige wesentliche Unterschiede gibt. Wir bringen etwas Licht ins Dunkle und informieren Sie über Anzug, Smoking, Frack und Co.
Der Hochzeitsanzug
Am häufigsten wird der Bräutigam wohl zum gängigen Hochzeitsanzug greifen. Meist sind Hose und Sakko Ton in Ton, farbliche Akzente werden mit Krawatte, Fliege oder Plastron sowie einer Weste gesetzt. Die Farben müssen aber in jedem Fall mit dem Brautkleid und den Hochzeitsblumen abgestimmt sein.
Da der Bräutigam auf auffallenden Schmuck verzichtet, sollte er auf kleinere Accessoires, wie Krawattennadel, Manschettenknöpfe, Gürtel und Armbanduhr achtgeben. Hier ist oft weniger mehr, dennoch sind sie eine nette farbliche Zierde.
Die Schuhe sind meist der dunkelste Part beim Hochzeitsanzug. Klassisch ist ein schwarzer Lederschuh, heutzutage darf man aber gerne auch auf helleres Schuhwerk zurückgreifen.
Beim Hemd sollte der Bräutigam darauf achten, dass die Manschetten ca. 2 cm sichtbar sind. Bei den Strümpfen sind Kniestrümpfe zu wählen, Mann zeigt kein Bein!
Bei Ihrem Herrenausstatter oder in Ihrer Hochzeitsboutique werden Sie bestimmt gut beraten und auch der Bräutigam wird am schönsten Tag des Lebens – neben seiner unübertrefflichen Braut – ganz besonders strahlen.
Traditionell festlich - Cutaway und Stresemann
Cutaway
Der Cutaway, kurz genannt „Cut“, ist ein beliebter Festanzug und gilt als Nachfolger des vornehmen Gehrocks. „Cut away“ heißt „weggeschnitten“ und beschreibt die besondere Form der Anzugjacke. Sie ist vorn nicht eckig geschnitten, sondern verläuft ab der Taille schräg nach hinten und endet ein gutes Stück unterhalb des Gesäßes.
In der Regel wird die anthrazit- oder silberfarbene Jacke mit einer grau-schwarz gestreiften Hose kombiniert. Gern darf zum Cut ein Zylinder getragen werden, der dann jedoch den gleichen Farbton haben sollte, wie die Jacke. Als Accessoires eignen sich eine graue Weste, ein romantisches Plastron und eine weiße Chrysantheme für das Knopfloch.
Lässig und locker – der Stresemann
Der Stresemann ist die weniger festliche Variante des Cuts. Namensgeber ist unser früherer Außenminister Gustav Stresemann. Ihm war der Cut für die bürokratischen Konferenzen und Tagungen einfach zu elitär.
Der wesentliche Unterschied des Stresemanns zum Cut ist die mittlere Länge des einreihigen Jacketts, das mit dem steigenden Revers dem herkömmlichen Anzug optisch deutlich näher kommt. Von der Farbgebung gleicht der Stresemann dem Cut und auch die Anzughose ist die gleiche.
Zum Cut und auch zum Stresemann wird ein weißes Hemd mit grauer Weste getragen. Eine chice silbergraue Krawatte macht den Stresemann komplett. Als „kleiner“ Festanzug ist der Stresemann bei weniger pompösen Hochzeiten total angesagt.
Gentlemanlike – der Smoking
Der Begriff „Smoking“ ist von dem Englischen „to smoke“ abgeleitet. Damals zogen sich die englischen Gentlemen bei festlichen Anlässen nach dem Dinner in den sogenannten Rauchsalon zurück. Dazu tauschten sie ihre erlesene Frackjacken gegen ein bequemeres Sakko.
Die Amerikaner hingegen behaupten, dass der Smoking im Jahr 1886 von einem Landsmann eingeführt wurde. Der soll diese neue Anzugform zum ersten Mal beim Ball des Tuxedo-Golf-Clubs in New York getragen haben. Daher heißt der Smoking in Amerika auch „Tuxedo“.
Zum Smoking trägt man ein weißes Hemd mit verdeckter Knopfleiste und einem Kläppchenkragen. Laut Etikette gehört zum schwarzen Smoking auch eine schwarze Fliege. Die sommerliche Variante ist ein weißes Dinnerjacket zur schwarzen Hose.
Ein Gürtel ist beim Smoking ein No-go. Eher sollte bei Bedarf zu Hosenträgern gegriffen werden. Wer keine Weste tragen möchte, darf sich beim Smoking mit einem Kummerbund schmücken. Das ist eine breite Stoffschärpe, die um die Taille gebunden wird. Der Kummerbund wird farblich an die Fliege angepasst und verleiht dem Träger ein besonders feines Aussehen.
Der König der Anzüge – der Frack
Feiner geht’s nicht! Der Frack ist das Outfit der Könige und Prinzen blickt auf eine ruhmreiche Geschichte zurück. Etwa um das Jahr 1750 soll der taillenkurze Frackrock mit den für ihn typischen Schwalbenschwänzen entstanden sein. Anfangs war der Frack ein Tages- und Reitrock. Rund hundert Jahre später etablierte sich die edle Anzugform jedoch als reine Abendgarderobe für den Mann von Welt.
Wer sich für einen Frack entscheidet, sollte möglichst stilsicher sein und sich keinen Fauxpas in Form von individuellen Kreationen leisten. Der Frack ist tiefschwarz und besticht durch seine blütenweißen Accessoires: eine weiße Pikee-Fliege, eine weiße Weste, ebenfalls aus Pikee, mit langgezogenem Revers und ein weißes Frackhemd mit Kläppchenkragen. Die Jacke wird als einzige Anzugsjacke stets offen getragen.
Wie beim Smoking kommen beim Frack Hosenträger, niemals Gürtel, zum Einsatz. Ein schwarzer Zylinder und weiße Handschuhe sorgen für noch mehr Eleganz.
Als Schmuck sind lediglich feine Manschettenknöpfe und eine aparte Taschenuhr erlaubt. Eine Armbanduhr ist hier völlig fehl am Platz.
Was sagt die Etikette
Tatsächlich schreibt der Stilkodex Anzugträgern einiges vor. So gelten Cut und Stresemann als reine Tagesanzüge, die die Herren nur bis 18 Uhr ansprechend kleiden.Dann werden sie ganz konventionell vom Smoking oder Frack abgelöst.
Auch die Farbgestaltung ist traditionell ziemlich einheitlich und umfasst vorrangig Schwarz, Weiß und Grautöne.
Nun ist die Etikette heutzutage nicht mehr ganz so streng und die Bräutigam-Mode ist wesentlich farbenfroher und lockerer geworden. Das liegt zum einen daran, dass bei den Brautkleidern immer mehr auf Cremeweiß und farbige Features gesetzt wird. Daher werden die Hochzeitsanzüge entsprechend angepasst.
Lediglich beim Frack ist mit dem Dresscode nicht zu spaßen. Hier sollten Sie sich keinen Stilbruch erlauben. Wenn Sie unbedingt einen Frack tragen möchten, dann halten Sie für den Tag eine Alternative bereit und glänzen Sie erst am Abend im eleganten „Schwalbenschwanz-Rock“.
Bei allen anderen Anzugformen dürfen Sie jedoch aus dem abwechslungsreichen Programm der Modemacher wählen und dann ist es auch kein Problem, wenn Sie im eleganten Smoking zum Traualtar schreiten.
Kauf des Hochzeitsanzugs
Die Herren der Schöpfung neigen ja dazu, ihre Kleidung eher im „Vorbeigehen“ zu kaufen. Bitte, liebe heiratswillige Männer, legen Sie dieses Verhalten beim Kauf Ihres Hochzeitsanzuges ab! Sie wollen doch Ihrer zauberhaften Braut standesgemäß gegenübertreten.
Gehen Sie deshalb rund drei Monate vor der Hochzeit zu einem Herrenausstatter und lassen Sie sich fachmännisch beraten. In diesem Zeitraum sind eventuell notwendige Änderungen noch leicht zu händeln.
Der Bräutigam sollte seine Braut und evtl. seine Mutter als Begleitung zum Aussuchen mitnehmen. Sie sind in der Regel hervorragende Beraterinnen.
Zudem sollte der Braut die Farbe und Form des Brautkleides bekannt sein, damit Anzug und Accessoires entsprechend angepasst werden können.
Alternativen zum Kauf des Hochzeitsanzugs
Natürlich hat auch der Bräutigam die Möglichkeit, seinen festlichen Anzug für den großen Tag auszuleihen. Besonders für Männer, die im Alltag nur sehr selten einen Anzug tragen oder die in einem exklusiven Frack oder Cut zum Altar schreiten möchten, ist der Anzugverleih eine lohnenswerte Sache. Allerdings ist der Anzugverleih noch nicht so weit verbreitet, wie der Brautkeidverleih.
Fragen Sie doch einfach bei Ihrem ortsansässigen Herrenausstatter nach, ob er Anzüge verleiht oder Ihnen eine andere Anlaufadresse nennen kann.